Mit dem bevorstehenden Umzug des Stadtarchivs vom Tackenberg nach Lirich erhält das Langzeit-Gedächtnis der Oberhausener Stadtgeschichte einen neuen attraktiven Standort mit deutlich mehr Speicher-Kapazität. Davon konnten sich Mitglieder des SPD-Ortsvereins Oberhausen-West und interessierte Bürgerinnen und Bürger an Ort und Stelle in der ehemaligen Hauptschule Lirich überzeugen. Bei einem Rundgang durch die fast fertiggestellten, aber noch nicht befüllten Magazine des altehrwürdigen Schulgebäudes an der Eschenstraße stellten Kulturdezernent Apostolos Tsalastras und Archivleiter Dr. Otto Dickau die Räumlichkeiten vor und informierten über den zeitlichen Ablauf des Umzugs.
Das neue Domizil hat nicht nur Platz satt auch für die nächsten Aktengenerationen der Stadtverwaltung, sondern ist jetzt komplett barrierefrei. Hausherr Dr. Dickau zeigt sich erleichtert, dass die Zeit des mühseligen Aktenschleppens treppauf treppab ein Ende hat. Für den Transport innerhalb des Hauses wurde extra ein Transport-Aufzug eingebaut. Der geräumige Lesesaal im Erdgeschoss als Herzstück des Archivs bietet hervorragende Arbeitsbedingungen für die immer zahlreicheren Nutzer der Einrichtung. Denn: Die Lokal- und Heimatgeschichte boomt. Neben Geschichtswissenschaftlern und Studenten besuchen zunehmend auch Hobby-Historiker, Familienforscher oder einfach an Heimatgeschichte interessierte Bürger das Oberhausener Archiv.
Erstmals kann nun auch der städtische Kunstbesitz sach- und fachgerecht gelagert werden. Wie Kulturdezernent Apostolos Tsalastras erläuterte, wurde zu diesem Zweck ein vollklimatisierter Bereich im Erdgeschoss geschaffen. Die bisherige Unterbringung im Dachgeschoss auf dem Tackenberg habe die Kunstwerke schon teilweise heftigen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Ebenfalls im Erdgeschoss und vollklimatisiert wird im nächsten Jahr auch das legendäre Film-Archiv der Internationalen Kurzfilmtage eine neue Heimat in Lirich finden, da der bisherige Standort aus allen Nähten platzt.
Dr. Dickau betonte, dass er das Archiv keineswegs nur als eine modernisierte Lagerstätte für historische Dokumente oder Verwaltungsunterlagen versteht, es soll sich vielmehr zu einem echten kulturellen Zentrum in und für Lirich entwickeln. So sei fest geplant, einen knapp 400 m2 großen Bereich im ersten Stock regelmäßig mit Wanderausstellungen zu bespielen. Dieses Angebot richte sich vor allem an die zahlreichen Oberhausener Vereine und Organisationen, die hier die Möglichkeit hätten, eigene Ausstellungen der Öffentlichkeit zu präsentieren, es gäbe schon reichlich Interessenten.
Der Umzug selbst erfolgt in zwei Etappen: Ab der zweiten November-Woche sollen zunächst die Zeitungsbestände, Schul-Zeugnisse und Bücher vom Tackenberg nach Lirich verlegt werden. Dr. Dickau hofft, dass er den Normalbetrieb des Archivs am neuen Standort bereits im Januar wieder aufnehmen kann. Aber auch während der heißen Umzugsphase können z. B. Studenten, die Examensarbeiten fertig stellen müssen, einmal wöchentlich das Archiv am alten Standort auf dem Tackenberg nutzen, so dass ein Minimalbetrieb bis zur Wiedereröffnung sichergestellt ist.
Teil zwei des Umzugs findet dann im Frühjahr 2015 statt, wenn die umfangreichen Bestände an offiziellen Unterlagen der Stadtverwaltung seit 1862 in eine hochmoderne Rollregal-Anlage einziehen, die der Landschaftsverband Rheinland dankenswerterweise finanziell fördert und die in den kommenden Monaten in der ersten Etage installiert wird.
Als SPD-Chef von Alstaden und Lirich freut sich Dirk Vöpel natürlich besonders darüber, dass das Stadtarchiv in der ehemaligen Hauptschule Lirich untergebracht und hier im Herzen Lirichs ein möglicherweise jahrelanger Leerstand verhindert werden konnte. Der Dank dafür gebühre den engagierten Kommunalpolitikern und einem Kulturdezernenten, der eben ins Gelingen und nicht ins Scheitern verliebt sei. Dirk Vöpel ist jedenfalls zuversichtlich, dass eine entsprechend attraktive Nachfolgenutzung auch für die auslaufende Hauptschule in Alstaden entwickelt werden kann.